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gemeinsam
statt
gegeneinander

Intro :

Die Gastronomie sah sich durch die Corona-Maßnahmen mit besonders großen Herausforderungen konfrontiert. 13 Berliner Betriebe, darunter Sterne-Restaurants und Hotels, gründeten deshalb das Berlin Food Kollektiv und die Initiative #facesbehindplates um zu zeigen, wie viele Personen - vom Bauern über die Winzerin, den Koch, das Serviceteam oder die Buchhaltung - eigentlich daran beteiligt sind, dem Gast ein gelungenes Erlebnis zu ermöglichen.

Vision :

„Es geht uns nicht um Krisenstimmung, sondern um die Wertschätzung für den immensen gesellschaftlichen bzw. kulturellen Beitrag, den all diese Menschen tagtäglich gemeinsam leisten. Wir wollen einen Beitrag zu einer besseren deutschen Speisekultur leisten, die sich vielleicht schon bald mit Städten wie Paris oder Kopenhagen messen kann.“

Offener Brief :

„Sollten Sie unsere Hilfe bei der Versorgung der Berlinerinnen und Berliner oder der Einsatzkräfte mit Speisen und Getränken benötigen - wir sind bereit!“

Mit diesen Worten wendeten sich Ende März 2020 insgesamt 150 Gastronomiebetriebe an den Regierenden Bürgermeister Berlins. In einem offenen Brief machten sie deutlich, dass die Lage zwar existenziell gefährdend und dringend Unterstützung nötig sei, dass man aber auch jederzeit bereit sei, gemeinsam zu handeln, um gestärkt aus der Krise zu gehen.

Im Anschluss an den Versand des Briefes, trafen sich VertreterInnen der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), der IHK und der Gastronomiebetriebe, um gemeinsam über die Zukunft der Branche zu sprechen. Es wurde deutlich: Die Aufmerksamkeit in der Gesellschaft ist gerade übergroß. Eine gute Zeit also, um das Berlin Food Kollektiv und die Aktion #facesbehindplates zu gründen.

Interview :

In einem Videotelefonat erzählen Susanna Glitscher vom BRLO Brwhouse, Jeannine Kessler vom Sternerestaurant HORVÁTH und Verena Jaeschke, Direktorin des Hotel Oderberger, von ihrer Motivation, das Berlin Food Kollektiv zu gründen, von der Zusammenarbeit während des Lockdowns und von einer veränderten Tischkultur nach der Krise.

Im Uhrzeigersinn sind zu sehen: Jeannine Kessler, Moderatorin Katharina Neumann, Verena Jaeschke und Susanna Glitscher.

Steckbrief :

In den letzten Jahren hat sich die Berliner Gastronomielandschaft zu einem fantastischen Ökosystem entwickelt, das nicht nur etlichen Menschen verschiedenster Berufe zu Brot und Butter verhilft, sondern sich zudem für direkte, werthaltige und nachhaltige Beziehungen zu Bauern und Produzenten und den verantwortungsvollen Umgang mit MitarbeiterInnen und PartnerInnen einsetzt.

Genau dafür steht das Berlin Food Kollektiv. Mit dem Zusammenschluss soll eine höhere Aufmerksamkeit und Wertschätzung für den kulturellen Beitrag „Essen“ geschaffen und ein Beitrag zu einer besseren deutschen Tischkultur geleistet werden, damit sich Berlin schon bald mit Städten wie Paris oder Kopenhagen messen kann.

was :
Initiative für mehr Aufmerksamkeit für die Vielzahl von AkteurInnen, die in bzw. von der Gastronomie beschäftigt und so von der Corona-Krise betroffen sind. Unter dem Hashtag #facesbehindplates entstand ein digitaler Flashmob in den sozialen Medien, dem sich Gastronomen und Nicht-Gastronomen anschließen konnten, um ihre Stimme für die Bedeutung der Gastronomie zu erheben.

wer :
das Kollektiv besteht aus insgesamt 13 Berliner Betrieben aus Gastronomie und Hotellerie

wann :
gegründet Ende März vor dem Hintergrund des Lockdowns und der damit verbundenen Schließungen sämtlicher gastronomischer Betriebe

wo :
Berlin

website :
www.berlinfoodkollektiv.de

Jeannine Kessler :

„In der Krise haben wir gemerkt, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, um gemeinsam an drängenden Themen wie Nachhaltigkeit, Produktqualität und Inklusion zu arbeiten.“

Susanna Glitscher :

„Wir haben überlegt, wie wir in der Krise eine gemeinsame Stimme finden können, um auf die Relevanz der Gastronomie aufmerksam zu machen. Innerhalb nur eines Tages haben wir dann das Berlin Food Kollektiv auf die Beine gestellt – das war schon beeindruckend.“

Verena Jaeschke :

„Für uns bedeutet Wertschätzung auch Preisbereitschaft – gute Produkte kosten Geld, weil kleine Betriebe und Produzenten dahinterstecken.“

The Faces Behind Plates :

Allein in Berlin gibt es rund 10.000 Gastronomiebetriebe und 800 Hotels, Pensionen, Gasthöfe. Tausende Menschen arbeiten vor Ort, aber eben auch „hinter den Kulissen“ – als Teil der gesamten Wertschöpfungskette Gastronomie. Wir stellen vier davon vor:

Inspiration :

Inspiriert zu „Faces behind plates“ hat uns dieses Video:

© Mario Münster

Gelesen haben wir glaube ich alle diesen Artikel von den KollegInnen in den USA, die es noch viel härter getroffen hat:

Der Artikel hat sichtbar gemacht, wieviel weiter die Kette der Gastronomie geht. Von den InhaberInnen über die MitarbeiterInnen im Restaurant bis hin zu den Farmern. Fehlt hier der Gast, kann die ganze Kette nicht aufrecht erhalten werden. (zum Artikel)

Jeannine Kessler :

„In dieser Zeit war ich als Unternehmerin und Mutter vollends beansprucht. 3 Monate war man nahezu 24/7 verfügbar, zwischen Home Schooling, Home Office und diversen Terminen. In dieser Zeit habe ich vor allem Ruhe gesucht und ein paar Minuten, die mal ganz mir gehörten. Morgens, wenn alle noch schliefen, setzte ich mich am liebsten mit meinem Kaffee in den Hängesessel vor unserem Gewächshaus. Hier bin ich dann einfach für ein paar Minuten ganz bei mir gewesen und habe mir im Anschluss den Tag durchgedacht.“

Susanna Glitscher :

Verena Jaeschke :

„Die Hochphase der Corona-Krise war eine wirklich herausfordernde Zeit. Was mir geholfen hat: Zwischendurch im Strandkorb im Garten des Hotel Oderberger zur Ruhe zu kommen und alte Nicolas-Jaar-Tracks wiederzuentdecken.“

Zum Beispiel diesen hier:

Linksammlung :

Berlin Food Kollektiv
Auf der Website findet man neben der Mission des Berlin Food Kollektiv eine Liste aller Mitglieder mit Direktlinks sowie Logos, Bilder und eine Anleitung zum digitalen Flashmob #facesbehindplates.

#facesbehindplates
Der Hashtag ist Grundlage für einen digitalen Flashmob auf Instagram. Ziel ist es, durch die Verwendung des Hashtags und die gemeinsame Nutzung des gelben Berlin Food Kollektiv Logos, mehr Aufmerksamkeit für die Food-Branche und die Wertschöpfungskette Gastronomie zu schaffen.

Kochen für Helden
Auch diese Aktion wurde während der Corona-Krise initiiert. Dabei kochen etwas mehr als 100 Restaurants deutschlandweit, darunter auch viele vom Berlin Food Kollektiv, für all diejenigen Menschen, die während des Lockdowns unverzichtbar waren und dafür gesorgt haben, dass das Leben trotzdem weiterläuft, z.B. Supermarkt-MitarbeiterInnen, PflegerInnen und ÄrztInnen.

In the Wake of Corona
„Berlin Food Stories“ ist DIE englischsprachige Quelle für Geschichten und Neuigkeiten aus der Berliner Food- und Gastronomieszene. In dem Artikel „In the Wake of Corona“ bespricht Autor Per Meurling die Herausforderungen der Corona-Krise für die Gastronomie und einen möglichen Paradigmenwechsel in der Branche. Zusätzlich empfiehlt er weitere lesenswerte Beiträge zum Thema und verlinkt sie direkt unter seinem Artikel.

Idee und Konzept: Yvonne Bauer für Herburg Weiland
Redaktion: Katharina Neumann für Bureau N
Alle Fotos: © Berlin Food Kollektiv, Copyright der eingebetteten Filme und Screenshots bei den angegebenen Urhebern